Doppelinterview mit Andreas Rauh und Thomas Vinnen

Munich, August 2022

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Doppelinterview mit Andreas Rauh und Thomas Vinnen

Munich, August 2022
W

ir erwarten eine Belebung im Markt für Distressed M&A

Als Beteiligungsgesellschaft der Berylls Gruppe investiert Berylls Equity Partners in Unternehmen der Mobilitätsindustrie, die sich in Sondersituationen befinden. Nord Leasing bietet mit Sale & Lease Back und Sale & Rent Back attraktive Finanzierungslösungen und ist auf den produzierenden Mittelstand spezialisiert. Beide Unternehmen stehen im Tagesgeschäft in regelmäßigem Austausch zu potenziellen Zielunternehmen und zur Branchenentwicklung. Wir sprachen mit den beiden Geschäftsführern.

Interview Eva Rathgeber

Unternehmeredition: Welche Entwicklungen am M&A-Markt nehmen Sie aktuell wahr und wie beurteilen Sie die Perspektiven?

Andreas Rauh: Aus unserer Sicht war das Jahr 2022 im Mobilitätssektor, in den wir ausschließlich investieren, bislang eher ruhig. Wir als Berylls Equity Partners legen aber relativ strikte Investitionskriterien an, was die Anzahl möglicher Zielunternehmen für uns schon per se einschränkt. Perspektivisch erwarten wir in der nahen Zukunft eine deutliche Belebung im Markt für Transaktionen aus Sondersituationen.

Thomas Vinnen: In den vergangenen Monaten hat die Nord Leasing GmbH eine hohe M&A-Intensität erlebt, die jedoch mit einer weiterhin spürbaren Zurückhaltung einherging. Gründe hierfür sind nicht nur der Ukrainekrieg und die Coronapandemie, sondern vor allem die volatilen Märkte und die Zinswende. Wie stark und vor allem wie lange diese Krisenherde den M&A-Markt beeinflussen werden, lässt sich angesichts der aktuellen globalen und politischen Entwicklungen schwer vorhersagen.

Herr Rauh, welche Rolle spielt Distressed M&A für Ihre Beteiligungsgesellschaft?

Rauh: Als Beteiligungsarm der Berylls Gruppe investieren wir ausschließlich in Unternehmen der Mobilitätsindustrie, die sich in einer Sondersituation befinden und von deren nachhaltiger Perspektive wir überzeugt sind.

Als Berylls Gruppe bringen wir sämtliche unserer Kompetenzen sowie unser einzigartiges Branchennetzwerk ein und können so eine bestmögliche Entwicklung unserer Portfoliogesellschaften sicherstellen.

Unser partnerschaftlicher Ansatz als Beteiligungsgesellschaft ist leicht erklärt: In allen unseren Aktivitäten als Berylls Gruppe verstehen wir uns als integrales Element der Mobilitätsindustrie. In Summe unterscheidet uns das sicherlich von den übrigen Beteiligungsgesellschaften im Bereich Special Situations Investments.

Herr Vinnen, an welchen Stellen kommen Distressed-M&A-Fälle bei Nord Leasing vor?

Vinnen: In diversen Branchen, jedoch mit einem Schwerpunkt im Automobilsektor ebenso wie im Maschinen- und Anlagenbau. Nord Leasing finanziert Bestandsanlagevermögen von produzierenden Unternehmen aufgrund sehr unterschiedlicher Wünsche und Herausforderungen unserer Kunden. Es können Sondersituationen sein, welche die Unternehmensentwicklung hemmen, aber auch solche, welche mit großen Chancen verbunden sind.

Welche Anforderungen muss ein Unternehmen erfüllen, damit Sie sich mit einem Sale & Lease Back engagieren?

Vinnen: Es muss ein substanzielles, mobiles und vor allem frei zur Verfügung stehendes Anlagevermögen vorweisen mit einem Zeitwert in Höhe von mindestens 500.000 EUR. Klassischerweise handelt es sich dabei um Unternehmen mit einer Umsatzgröße von 5 Mio. bis 10 Mio. EUR.

Herr Rauh, Ihre Gesellschaft beschreibt sich selbst als „unternehmerisch agierende Beteiligungsgesellschaft, die Unternehmen der Mobilitätsindustrie mit Perspektive in Sondersituationen erwirbt, operativ verbessert und strategisch langfristig ausrichtet“. Welche Bedeutung hat das Finanzierungsthema für Sie?

Rauh: Bei jeder unserer Transaktionen ist das Finanzierungsthema ein wesentlicher Bestandteil des nachhaltigen Übernahmekonzepts. Ganzheitlich betrachtet bilden die Themen Strategie, operative Exzellenz und tragfähige Finanzierungsstruktur immer die Grundlage für eine erfolgreiche Entwicklung unserer Portfoliogesellschaften.

Wann kommt ein Asset-Based Lending für Sie infrage?

Den Einsatz von Asset-Based Lending bewerten wir bei jeder Transaktion neu. Ziel muss immer ein tragfähiges Finanzierungskonstrukt bei Übernahme sein, damit wir unsere Portfoliogesellschaften marktseitig bestmöglich entwickeln können. Im Fall der insolventen Heinrich Huhn GmbH zum Beispiel stellte die große Asset Base eine Herausforderung im Verkaufsprozess dar. Asset-Based Lending war unserer Einschätzung nach ein geeigneter Baustein innerhalb eines konservativen Gesamtfinanzierungskonstrukts, unter Einbindung von drei regionalen Bankenpartnern.

Wie verlief denn der Prozess?

Der Akquisitionsprozess bei Heinrich Huhn war für unser Team sehr herausfordernd. Wir befanden uns bis wenige Tage vor Signing in einem Kopf-­an-Kopf-Bieterrennen. Den finalen Ausschlag hat dann unser Übernahmekonzept gegeben, das die wesentlichen Interessengruppen überzeugen konnte. Und ich freue mich, heute sagen zu können, dass unser Konzept aufgegangen ist – trotz der extrem widrigen Rahmenbedingungen in der Automobilindustrie seit unserer Übernahme im August 2021.

Zu welchem Zeitpunkt erfolgte die Einbindung der Nord Leasing? Wie lief das ab?

Wir haben die Nord Leasing früh in diesen Prozess eingebunden. Wir pflegen mit den Kollegen dort eine hervorragende Geschäftsbeziehung und stehen im Tagesgeschäft in regelmäßigem Austausch zu potenziellen Zielunternehmen und zur Branchenentwicklung. Wir schätzen die Kompetenz und die Verlässlichkeit des Nord-Leasing-­Teams. Wir als Berylls Gruppe unterstützen unsere externen Partner im Gegenzug gerne regelmäßig mit unserer Branchenexpertise.

Und wie viel des ermittelten Werts wird dann finanziert?

Vinnen: Das hängt von diversen Faktoren wie Qualität, Verwertbarkeit und Verwertungsdauer der Maschinen ab und beträgt in der Regel 75% bis 90% des Gutachtenzeitwerts. 20% eines jeden Volumens stellen wir dann mit eigenen Mitteln dar; 80% werden über die klassischen – im Leasingmarkt tätigen – Kreditinstitute zur Verfügung gestellt.klassischen – im Leasingmarkt tätigen – Kreditinstitute zur Verfügung gestellt.

Herr Rauh, wie lange hat es gedauert, bis die Beträge ausgezahlt wurden?

Rauh: Das ging wirklich sehr schnell. Der Entscheidungsprozess wurde durch die Nord Leasing in nur vier Wochen abgeschlossen, wenn wir vom Erhalt der entsprechenden Informationsanforderungsliste rechnen. Am Closing-Stichtag wurden alle Beträge fristgerecht durch die Nord Leasing ausbezahlt. Für uns als Berylls Equity Partners ist ein Thema in der Zusammenarbeit entscheidend: Wir bekommen vom Team der Nord Leasing stets von Anfang an eine offene und belastbare Einschätzung der Finanzierungsfähigkeit und des möglichen Finanzierungsvolumens. Darauf können wir uns dann im weiteren Prozessverlauf verlassen. Da herrscht Handschlagqualität und das wissen wir sehr zu schätzen.

Herr Vinnen, neben Sale & Lease Back bieten Sie auch Sale & Rent Back an. Wo liegen die Unterschiede?

Vinnen: Im Sale & Lease Back-Fall verkaufen Unternehmen ihr gebrauchtes, mobiles Anlagevermögen an die Nord Leasing GmbH und leasen dieses sofort wieder zurück. Beim Sale & Rent Back werden die Maschinen nicht zurückgeleast, sondern zurückgemietet. Im Unterschied zum Sale & Lease Back bleiben die Betriebe als Mieter der Maschinen wirtschaftlicher Eigentümer und schreiben diese weiterhin in ihrer Bilanz ab. Sowohl die Konditionen als auch der Liquiditätseffekt sind bei beiden Varianten identisch.

Herr Rauh, warum haben Sie sich für die Leasingvariante entschieden?

Rauh: Wir haben diese Variante mit Blick auf die gewählte Transaktionsstruktur sowie aufgrund bilanzieller und steuerrechtlicher Überlegungen gewählt.

Wenn Sie abschließend die Finanzierungsart mit drei Schlagworten versehen sollen – welche sind das?

Schnell. Unkompliziert. Verlässlich.

Interviewpartner
Andreas Rauh

Executive Partner

Thomas Vinnen

Geschäftsführender Gesellschafter bei Nord Leasing GmbH

Hier gehts zur vollständigen Ausgabe in der Unternehmeredition.

Andreas Rauh

Andreas ist seit Januar 2020 als Mitgründer und Geschäftsführer bei Berylls Equity Partners tätig. Berylls Equity Partners investiert, als Beteiligungsgesellschaft der Berylls Gruppe, in Unternehmen der Mobilitätsindustrie, die sich in Sondersituationen befinden.

Andreas ist Experte in den Bereichen Private Equity, Mergers & Acquisitions und Unternehmensführung.

Nach zehn Jahren im Bereich Transaktionsberatung mit Schwerpunkt im Mittelstand wechselte Andreas im Jahr 2014 in den Beteiligungsbereich. Dort hat er seitdem in leitender Funktion eine zweistellige Anzahl an Firmenübernahmen und -verkäufen begleitet.

Andreas ist ausgebildeter Diplomkaufmann mit einem Abschluss von der Universität Trier und hält einen Master of Science in Business Abschluss der Handelshøyskolen BI.

Quarterly Index Rebalancing Q3 2022

Munich, August 2022

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QUARTERLY INDEX REBALANCING Q3 2022

Munich, August 2022
F

ew things shape modern life as much as individual mobility. Be it as an expression of freedom and individuality, or as an economic driver. 

To reflect this, we have developed the Solactive Berylls LeanVal Automobility Leaders 100 Index – the AUTO100. It tracks the performance of the 100 most
relevant publicly listed automobility players worldwide.

By design, the AUTO100 covers the industry’s entire value chain – from vehicle manufacturers and suppliers, to dealer groups, and providers of mobility services or infrastructure.

Rebalancing updates

There are several major effects impacting the global capital markets. Global economy is suffering due to ongoing COVID lockdowns, especially in China, leading to disruptions in the supply chains, shortage of semiconductor and other shortcomings in resources. Nevertheless, the sector is benefiting from recent increases in domestic demand and expansion in the US and Europe.

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Berylls Insight
QUARTERLY INDEX REBALANCING, AUGUST 2022 [1MB]
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Authors
Dr. Jan Burgard

Berylls Group CEO

Malte Broxtermann

Associate Partner

Andreas Oesinghaus

Associate

Björn Simon

Consultant

Dr. Jan Burgard

Dr. Jan Burgard (1973) is CEO of Berylls Group, an international group of companies providing professional services to the automotive industry.

His responsibilities include accelerating the transformation of luxury and premium OEMs, with a particular focus on digitalization, big data, connectivity and artificial intelligence. Dr. Jan Burgard is also responsible for the implementation of digital products at Berylls and is a proven expert for the Chinese market.

Dr. Jan Burgard started his career at the investment bank MAN GROUP in New York. He developed a passion for the automotive industry during stopovers at an American consultancy and as manager at a German premium manufacturer. In October 2011, he became a founding partner of Berylls Strategy Advisors. The top management consultancy was the origin of today’s Group and continues to be the professional nucleus of the Group.

After studying business administration and economics, he earned his doctorate with a thesis on virtual product development in the automotive industry.

Malte Broxtermann

Malte Broxtermann (1986) joined the Berylls team in 2014. After extensive experience as emergency medical technician, he has been working in consulting since 2012. He helps customer to leverage digital strategies & products across the entire automotive value chain. He is an expert in deploying machine learning-powered applications. As Partner at Berylls’ own unit for digital solutions, Berylls Digital Ventures, he focuses on scaling start-ups as part of our venturing practice.
Studied economics and international business at Maastricht University (Netherlands) and Queen’s University (Canada).

Insights – Vorlage

Munich, March 2022

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84M € PER YEAR DOWN THE DRAIN?

Munich, March 2022
O

ur analysis shows that some OEMs in Germany are spending up to half of their annual media budgets in Q4, the most expensive time of the year for advertising. Data shows consistently over time that this money is wasted, since concentrated spending does not translate into corresponding sales peaks. Instead, by leveraging data to improve their marketing planning and balancing spending throughout the year, these automakers could noticeably increase marketing efficiency.

Huge cost per visit and cost per NVR metrics for late spenders

Based on their marketing spending patterns, we split OEMs into two groups: larks, which plan early and allocate their media budget evenly across the year, and owls, which spend their media budget with a focus on the last quarter.

Over the past three years, we found that owls spent on average at least 50% more in the fourth quarter than the average of the previous three quarters. The bad news for this group is that spending more had no noticeable impact on website visits or new vehicle registrations (NVRs) in the final three months of the year. This means owls are spending 64% more per website visit and 58% more per NVR during that time. Berylls Mad Media works with clients to identify such money pits where budget is being wasted, to create a seamless loop between planning, financial tracking and campaign performance insights, and to drastically improve Marketing ROI.

 

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Berylls Insight
SW definded vehicle - a tale of incumbents, stragglers and news kids on the block
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Authors
Jonas Wagner

Partner

Sascha Kurth

Principal

Nikolas Schoenenwald

Associate

Lukas Koch

Associate

Henri Laux

Consultant

ABOUT THE AUTHOR

Sascha Kurth (1987) is a Principal at Berylls Mad Media, the Sales & Marketing Transformation unit of Berylls Group, a group of companies specializing in the automotive industry. He is an expert in building KPI & data-driven sales- and marketing-organizations and can look back on many years of experience in data-driven marketing and e-commerce environments.

Sascha Kurth has been advising automobile manufacturers in a global context since 2013. He has in-depth expert knowledge in the areas of goal-oriented sales & marketing planning, data management platforms & customer data platforms, e-commerce platforms, programmatic advertising, customer relationship management, smart KPIs and management dashboards.

Before joining Berylls Mad Media, he supported leading OEMs, e-mobility start-ups and fast moving consumer goods manufacturers in their sales and marketing transformation for PricewaterhouseCoopers

QUARTERLY INDEX REBALANCING Q1 2022

Munich, February 2022

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QUARTERLY INDEX REBALANCING Q1 2022

Munich, February 2022
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ew things shape modern life as much as individual mobility. Be it as an expression of freedom and individuality, or as an economic driver. 

To reflect this, we have developed the Solactive Berylls LeanVal Automobility Leaders 100 Index – the AUTO100. It tracks the performance of the 100 most  relevant publicly listed automobility players worldwide. By design, the AUTO100 covers the industry’s entire value chain – from vehicle manufacturers and suppliers, to dealer groups, and providers of mobility services or infrastructure.

Rebalancing updates

Due to Chinese New Year and the associated bank holidays, the timing of this second rebalancing of AUTO100 has been slightly adjusted and took place on 07.02.2022.

After a bullish market throughout October and November, December 2021 was quite volatile and fore-shadowed a market correction. In January 2022 global equities experienced their worst monthly overall performance since March 2020.

Nonetheless, the automobility industry’s performance has been received largely positive by investors: Driven by for example electromobility-related activities, the index has achieved a performance of 89.3% since its start (31.12.2018), totaling an active return (market) of 28.5%.

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Berylls Insight
QUARTERLY INDEX REBALANCING, FEBRUARY 2022 [1MB]
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Authors
Dr. Jan Burgard

Berylls Group CEO

Malte Broxtermann

Principal

Andreas Oesinghaus

Associate

Björn Simon

Consultant

ABOUT THE AUTHOR

Dr. Jan Burgard (1973) is CEO of Berylls Group, an international group of companies providing professional services to the automotive industry.

His responsibilities include accelerating the transformation of luxury and premium OEMs, with a particular focus on digitalization, big data, connectivity and artificial intelligence. Dr. Jan Burgard is also responsible for the implementation of digital products at Berylls and is a proven expert for the Chinese market. Dr. Jan Burgard started his career at the investment bank MAN GROUP in New York. He developed a passion for the automotive industry during stopovers at an American consultancy and as manager at a German premium manufacturer.

In October 2011, he became a founding partners of Berylls Strategy Advisors. The top management consultancy was the origin of today’s Group and continues to be the professional nucleus of the Group. After studying business administration and economics, he earned his doctorate with a thesis on virtual product development in the automotive industry.

Private Equity

Private Equity in der Automobilindustrie – Welche Investmentansätze heute und in Zukunft interessant sind

München, Juni 2022

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Private Equity der Automobilindustrie - welche Investmentansätze heute und in der Zukunft interessant sind

München, Juni 2022
H

oher Wettbewerb durch strategische Investoren, wie OEMs und Zulieferer, und der Abzug von Banken aus der Automobilindustrie verhindern großflächige Wachstums- und Buyout-Investments durch Private-Equity-Investoren. Nur Turnaround-Investoren, die in Restrukturierungsfälle investieren, finden derzeit lukrative Private-Equity-Anlagemöglichkeiten in der Automobilindustrie. Eine neue Generation automobiler Unternehmen kann das in Zukunft aber ändern.

Selten war mehr Vermögen im Umlauf auf der Suche nach attraktiven Anlagemöglichkeiten. Dabei ist Private Equity branchenübergreifend unverändert eine der lukrativsten Anlageklassen. Aktuell überträgt sich die Erfolgsgeschichte der Private-Equity-Branche allerdings nicht auf die Automobilindustrie. Das Interesse an Private-Equity-Investments in Automobilunternehmen liegt derzeit weit unter dem Branchendurchschnitt – Tendenz fallend. Das wirft Fragen auf: Wieso haben Private-Equity-Investoren aufgehört, in ihre einst geliebte Branche zu vertrauen und wohin steuern automobile Private Equity Investments in der Zukunft?

Automobilindustrie von turbulenten Jahren gezeichnet

Technologischer Wandel, neue Geschäftsmodelle und makroökonomische Trends stellen die Automobilindustrie auf den Kopf. Technologie- und Geschäftsmodelltrends führen zu einer Umverteilung der Profit Pools entlang der Wertschöpfungskette. Dadurch geraten die Gewinnspannen traditioneller Automobilunternehmen unter Druck und strategische Investoren sehen sich zur Portfoliorestrukturierung gezwungen, um im neuen Mobilitätszeitalter wettbewerbsfähig zu bleiben. Darüber hinaus ist die Automobilindustrie aufgrund ihrer Abhängigkeit von hochkomplexen, globalen Lieferketten stärker als andere Branchen von Produktionsausfällen aufgrund von Kriegen, Pandemien und Rohstoffengpässen betroffen.

Mehr als drei Jahre niedriger Renditen haben zu gestiegenen Verschuldungsquoten und angespannten Liquiditätspositionen geführt. Kleine und mittelständische Zulieferer mussten ihre Nettofinanzverschuldung in den vergangenen Jahren um durchschnittlich über ein Drittel erhöhen. Sogar die Bonitäten großer Tier-1 Zulieferer wie Continental, Bosch, ZF und Schaeffler wurden herabgesetzt. Folglich limitieren Kreditgeber ihre Engagements in der Automobilindustrie, verfügbare Fremdkapitalvolumina sind zurückgegangen und die Zinssätze sind gestiegen. Traditionelle Banken schränken ihre Investitionsvolumina in der Automobilindustrie ein und bei alternativen Fremdkapitalquellen sieht es nicht viel besser aus. Debt-Funds können mit einem höheren Risikoprofil als Banken investieren und zum Teil auch unbesicherte Engagements eingehen. Hierfür benötigen sie jedoch eine gute Finanzplanung mit verlässlichen Cashflows. Die Debt-Funds sehen sich allerdings mit unsicheren Geschäftsplanungen konfrontiert und steigen, wenn überhaupt, nur zu hohen Konditionen ein. Asset-Based-Lenders gelten ohnehin als teuerste und folglich unbeliebteste Fremdkapitalquelle.

Berylls Insight
Private Equity in the automotive industry - are investors still interested?
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Autoren
Andreas Rauh

Executive Partner

Johannes Auch

Investment Analyst

Wachstums- und Buyout-Transaktionen nahezu unmöglich – Turnaround mit attraktiven Chancen

Aufgrund von Synergiepotenzialen und längerer Investitionshorizonte sind strategische Investoren bereit höhere Kaufpreise als Finanzinvestoren, sogenannte strategische Price-Premiums, zu zahlen. Neben dem ohnehin schon hohen Wettbewerb unter Finanzinvestoren führt diese zusätzliche Konkurrenz zu höheren Bewertungen, sodass Finanzinvestoren bei spannenden Wachstumsunternehmen nur selten zum Zug kommen. Das Wertschöpfungsmodell von Buyout-Fonds, Kaufpreisfinanzierung durch zusätzliche Verschuldung (Leverage) und Dividendenzahlungen, ist nicht mehr tragfähig. Die in anderen Branchen aufgrund besserer Fremdkapitalkonditionen erzielbaren Renditen übersteigen die Perspektiven in der Automobilindustrie bei weitem.

Carve-Outs, notleidende Nachfolgelösungen und Insolvenzen schaffen viele attraktive Möglichkeiten für Turnaround-Investoren. Strategische Investoren sind in Summe derzeit sehr aktiv auf dem automobilen Transaktionsmarkt. Risiko, nötige Zeit- und Managementkapazität schrecken sie jedoch von Turnaround-Unternehmen ab. Turnaround-Investoren sehen sich folglich begrenztem strategischem Wettbewerb und ausreichender Verfügbarkeit von Zielunternehmen mit vielversprechenden Wertschöpfungsansätzen gegenüber.

Das Überdenken der Organisationsstrukturen und deren Anpassung an ein langfristiges Umsatzniveau bereinigt Missmanagement und Ineffizienz aus der Vergangenheit. Durch den Transfer der über Jahrzehnte gefestigten Fertigungskompetenzen in nachhaltige Produktbereiche können die Investoren ihre Portfoliounternehmen neu positionieren und strategisch langfristig ausrichten. Add-on-Akquisitionen und von insolventen Konkurrenten übernommene Volumina schaffen Skaleneffekte und verbessern die Verhandlungsposition gegenüber Kunden und Lieferanten.

Derzeit ist die Automotive-Private-Equity-Branche nur für Turnaround-Investoren attraktiv – sofern sie über die nötigen Kompetenzen verfügen. Die konsequente Differenzierung zwischen attraktiven Zielunternehmen und einer notwendigen Marktbereinigung sowie die Fähigkeit, Unternehmen langfristig zu entwickeln, sind entscheidend für den Erfolg der Investitionen. Das Einbringen von Managementkapazitäten lässt Investoren operative Potenziale heben und die Kostenstruktur der Portfoliounternehmen verbessern. Industriekompetenz und ein verlässliches Netzwerk in der Automobilbranche und Turnaround-Community ermöglichen zielgerichtete und effiziente Restrukturierungsmaßnahmen und nachhaltige Beziehungen mit allen Stakeholdern.

Was hält die Zukunft für Private Equity Investments in der Automobilindustrie bereit?

Venture-Capital-Investoren sind bereits in erheblichem Umfang in Start-ups neuer Technologien und alternativer Geschäftsmodelle in den Bereichen Automobil und zunehmend Mobilität, wie Vehicle-as-a-Service oder Shared Mobility, investiert. Sobald diese Generation neuer Unternehmen eine höhere Marktdurchdringung erreicht und ihren operativen Cashflow ins Positive dreht, wird sie genau den Investitionskriterien von Wachstums- und Buyout-Investoren entsprechen. In dieser Hinsicht kann Venture Capital als Vorläufer von Private Equity angesehen werden.

Bei regulatorischer Sicherheit und verbesserter Markttransparenz werden Fremdkapitalgeber ihr Vertrauen zurückgewinnen und ihr Engagement in der Mobilitätsindustrie erhöhen – fremdfinanzierte Investitionsmodelle werden wieder lukrativ, Wachstums- und Buyout-Investoren kehren zurück.

Und was bleibt dann für Turnaround-Investoren? Die Automobilindustrie war schon immer sehr wettbewerbsintensiv und entwickelt sich ständig in rasantem Tempo weiter – es wird also keinen Mangel an Unternehmen geben, die auf der Strecke bleiben und externe Expertise sowie Kapital benötigen.

Über den Autor
Andreas Rauh

Andreas ist seit Januar 2020 als Mitgründer und Geschäftsführer bei Berylls Equity Partners tätig. Berylls Equity Partners investiert, als Beteiligungsgesellschaft der Berylls Gruppe, in Unternehmen der Mobilitätsindustrie, die sich in Sondersituationen befinden.

Andreas ist Experte in den Bereichen Private Equity, Mergers & Acquisitions und Unternehmensführung.

Nach zehn Jahren im Bereich Transaktionsberatung mit Schwerpunkt im Mittelstand wechselte Andreas im Jahr 2014 in den Beteiligungsbereich. Dort hat er seitdem in leitender Funktion eine zweistellige Anzahl an Firmenübernahmen und -verkäufen begleitet.

Andreas ist ausgebildeter Diplomkaufmann mit einem Abschluss von der Universität Trier und hält einen Master of Science in Business Abschluss der Handelshøyskolen BI.

Berylls study on mergers & acquisitions as enablers of a digital transformation

Munich, November 2017

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Berylls study on mergers & acquisitions as enablers of a digital transformation

Munich/Detroit, November 2018
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EVENUES UP, PROFITS DOWN. THE TOP TEN SEEM CEMENTED, LARGE SUPPLIER GROUPS ARE BREAKING AWAY IN THE TRANSFORMATION.

257 automotive companies in the DACH region changed hands in 2017, and the number of successful takeovers reached a peak last year. The large number of company takeovers by “digital players” is remarkable. Acquisitions in this area are apparently intended to advance the digital transformation of the automotive industry. However, the vast majority of M&A activities are attributable to classic companies. There is no sign of know-how being sold off to China. The purchase rally will continue unabated in 2018.
Management Summary
  • Exclusively automotive: Berylls analyzed 257 company takeovers in the automotive industry in the German-speaking DACH region with a revenue volume of € 41.4 billion and over 153,450 employees.
  • Think digital: a third of the companies taken over were “digital players” and startups, with business models based on innovations for digital transformation.
  • The industry is continuing to consolidate: OEMs and tier 1 suppliers are using M&A to strengthen their competitiveness; traditional SMEs are dwindling in importance.
  • Attractive buyers’ market: as a buyer group, financial investors were on a par with suppliers in 2017. MANAGEMENT SUMMARY.
  • Going global: 84 companies in the German-speaking region were purchased by foreign companies, some 30 within Europe and 23 by purchasers in Asia.
Berylls Insight
Berylls study on mergers & acquisitions as enablers of a digital transformation
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Authors
Dr. Jan Dannenberg

Partner

Andreas Radics

Executive Partner

Michael Beckmann

Principal

Dr. Jan Dannenberg
Dr. Jan Dannenberg (1962) has been a consultant for the automotive industry since 1990 and became a founding partner of Berylls Strategy Advisors in May 2011. Until spring 2011, he worked with Mercer Management Consulting and Oliver Wyman in Munich, Germany, on international projects – for five years as Associate Partner, and another three years as Partner. He is a recognized specialist in innovation and brand management in the automotive industry, and primarily advises suppliers and investors on strategy, M&A and performance improvement. In addition he is Managing Director at Berylls Equity Partners, an investment company that specializes on mobility enterprises.
Bachelor of Arts in economics at Stanford University, USA; business administration and doctorate degree at the University of Bamberg, Germany.
Andreas Radics

Andreas Radics (1973) has been advising the automotive industry as a consultant since 2001. In addition, he can look back on over four years of professional and management experience in industry. Before co-founding and building up Berylls Strategy Advisors in 2011 as one of its Managing Partners, he worked at Gemini Consulting and Oliver Wyman, two international strategy consulting firms.
Besides being one of the leading subject-matter experts in Mergers & Acquisitions as well as in the development and implementation of corporate strategies in the automotive industry, he is an expert in e-mobility and a proven expert on the US market.
Business administration degree at Catholic University of Eichstätt-Ingolstadt, Business Administration Faculty, Ingolstadt, Germany.